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Der Herbst

Spezial, 26.09.2013

Mit dem Herbst geht es vom Sommer in die kalte Jahreshälfte. Was macht den Herbst besonders? Wie verläuft der Herbst in Deutschland?

Der Herbst ist für viele die unangenehmste Jahreszeit. Das zeigt sich auch in dem Stellenwert, den wir dem Herbst in unserem Sprachgebrauch zuweisen: Während die Jugend als der Frühling des Lebens betrachtet wird, sprechen wir vom Alter als dem Herbst des Lebens. Wenn wir es gut antreffen, dann erleben wir einen „goldenen Herbst“ - und vielleicht sogar einen „zweiten Frühling“. Da die Jugend ja gemeinhin als eine unbeschwerte Zeit gilt, das Alter jedoch als beschwerlich, wird der also Herbst etwas fast schon bedrohliches, ja nahezu „lebensgefährliches“ gesehen. Wie kommt es dazu?
Foto: Rolf Handke / pixelio.de

Natürlich liegt es zum größten Teil wohl daran, dass die Menschen schon früh in den Jahreszeiten den Kreislauf des Lebens erkannt haben: Im Frühling blüht die Natur auf und die Tiere paaren sich. Im Herbst dagegen fallen die Blätter von den Bäumen, Pflanzen oder Pflanzenteile sterben ab, die Landschaft wird karg, viele Tiere bereiten sich auf den harten Winter vor, den nur die gesündesten überleben können.

Aber auch für den modernen Menschen in der Wohlstandsgesellschaft, der dank Zentralheizung im Winter nicht frieren muss, dank Supermärkten und internationalem Handel keinen Hunger leiden muss und dank elektrischen Stroms den Tag auch im Winter länger nutzen kann, auch für die heutigen Deutschen ist der Herbst ein Einschnitt. Die liebgewonnen Lebensgewohnheiten des Sommers müssen abgelegt werden. Natürlich werden die Tage schon ab dem 21. Juni kürzer, doch erst im Herbst wird dies schmerzlich bewußt: Für lange Abende auf dem Balkon oder der Terrasse wird es zu kalt, beim Einkaufsbummel kann man nicht schnell ein Straßencafé einkehren und der Biergarten ist kein Ausflugsziel mehr.
Foto: Rolf Handke / pixelio.de

Meist Ende August, spätestens aber in der zweiten Septemberdekade brechen die Höchsttemperaturen plötzlich ein. Die Kraft der Sonne reicht während der Hochdruckphasen nicht mehr aus, um die Temperaturen auf oder über 30 Grad zu treiben. Mit dem September sinken die Höchstwerte in der zweiten Dekade in Deutschland auf 25 Grad, später auf Werte um die 20-Grad-Marke ab. Der Abbruch zeigt sich in den Temperaturdiagrammen recht abrupt.

Während des Sommers konnte die Sonne nach einem kurzen Kaltlufteinbruch die Luft wieder recht schnell aufheizen. Während des Septembers schafft dies die Sonne zwar noch, aber es dauert länger und die Temperaturen sind niedriger. Der Temperaturabfall kann daher im September sehr krass sein, wie das Beispiel des Jahres 2001 oder aber auch das Jahr 1998 belegt: Im September 2001 lagen die Werte nur noch bei 10 Grad nachts und 13-16 Grad tagsüber. 1998 fiel die Temperatur schon Ende August auf unter 10 Grad nachts und 15-17 Grad tagsüber, im September stiegen die Werte allerdings noch einmal auf 20-22 Grad an.
Foto: Torsten Rempt / pixelio.de

Im langjährigen Durchschnitt gibt es zwischen September und Ende November vier Phasen mit Temperaturen über 20 Grad. Meist werden Höchsttemperaturen am Rhein und in Süddeutschland von über 25 Grad gemessen. Nur an der Küste und in den Mittelgebirgen werden knapp über 20 Grad erreicht.

Im Oktober folgt dann meist der nächste Temperaturabfall, wenn Tiefausläufer kühle Luft vom Atlantik mitbringen. An der Rückseite der Tiefs klart der Himmel auf und die Temperaturen sinken in den Nächten am Boden das erste Mal auf Werte um oder unter 0 Grad. Meist Anfang November sinkt dann auch die Lufttemperatur das erste Mal auf den Gefrierpunkt zu. In den vergangenen Jahren schob sich das Datum des ersten Frostes allerdings immer weiter nach hinten.

Im Rheintal werden die ersten Fröste in der Regel zwischen dem 5. und 10. November beobachtet. In den Mittelgebirgen ist es schon Ende Oktober so weit. Auf dem Kahlen Asten im Sauerland, in der Eifel und im Harz friert es dann nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft.
Foto: Thomas Gester / pixelio.de

Mit dem Oktober kommt meist auch Dynamik in die Atmosphäre. Während der September noch der ruhige Übergangsmonat ist, ziehen im Oktober Tiefdruckgebiete von Westen über Deutschland hinweg. Die Temperaturunterschiede in der Nordhemisphäre werden größer, denn in den Polargebieten herrscht jetzt schon starker Frost, während es in den südlichen Breiten noch sommerlich warm ist. Es gibt den ersten Herbststurm, das Laub fällt spätestens nach den ersten Bodenfrösten und es regnet während des Durchzugs der Tiefs stark. Die Tagestemperaturen erreichen nur noch auf der Südseite der Tiefs tagsüber Werte um 15 Grad. Und nur mit Hilfe der Sonne können auch im Oktober nach einer milden Nacht nochmals 20 Grad am Rhein erreicht werden.

Anfang November fällt dann meist auch der erste Schneeregen (wenn man von der Zugspitze absieht). Über dem Brocken, oder dem Fichtelberg, dem Großen Inselsberg und etwas später auch über dem Feldberg und dem Arber sorgen die ersten Schneeregen und Schneeschauer für kurze Zeit für Wintergefühle. Meist ist der Schnee hier nur ein kurzer Gast, denn bis Ende November erwärmt sich die Luft bis 1.800 m Höhe wieder auf Plusgrade, so dass beim Durchzug der Tiefs rasch wieder Tauwetter einsetzt. Bis ins Flachland dringt der Winter im November selten vor. In den Messreihen der Jahre 1900-1990 gab es bis Ende November meist einen oder zwei Schneetage durch ein kurzes Kaltluftintermezzo in Deutschland. Für wenige Stunden kühlte die Luft so ab, dass auch im Flachland einmal Schnee fiel. In den letzten zehn bis zwölf Jahren fiel jedoch im Flachland der erste Schnee meist erst im Dezember. Innerhalb von 24 Stunden ist die weiße Pracht aber auch dann wieder verschwunden.
Foto: Gerd Altmann / pixelio.de



Phänologie

Im Herbst kehrt sich das Bild in der Phänologie, das wir im Frühling gesehen haben, um, denn nun zeigen sich in den Höhenlagen und im Norden die ersten Vorboten des Herbstes in der Vegetation. Nach dem Ende der Kirschernte und mit dem Blühen der Herbstzeitlose wird der Winterroggen ausgesät. Im Norden beginnt man mit der Aussaat schon Anfang September. An der Grenze zu Dänemark in Schleswig-Holstein und in Rostock, Schwerin und Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern fängt die Aussaat schon bis zum 10. September statt. Auch in den Mittelgebirgen ab 500 m Höhenlage ist im September die Aussaat abgeschlossen. Zwischen Bingen und Andernach beginnt man damit erst im Oktober. Teilweise kann in milden Jahren die Aussaat im Rheintal bis Ende Oktober verzögert werden. Mit dem November kehrt dann aber bis ins Rheintal hinunter in die Vegetation Ruhe ein.
Foto: Stefan Klövekorn / pixelio.de


Früher Frost
Die frühesten Fröste traten in klaren Nächten schon im September, dem „Mai des Herbstes“, auf. Bodenfrost gab es im Osten und in den Mittelgebirgen schon zur Septembermitte. In Berlin wurde zum Beispiel am 17. September 1971 leichter Bodenfrost registriert. 1915 fror es in Potsdam, in Dresden und Görlitz sogar schon zwischen dem 20. und 22. September. 1915 trat dann auch sehr früh ein Eistag auf, also ein Tag, an dem die Temperatur nicht über 0 Grad anstieg. Ende Oktober 1915 gab es in weiten Teilen Ostdeutschlands das erste Mal auch tagsüber Werte unter 0 Grad. Im Westen, besonders am Rhein sind Eistage erst im Laufe des Novembers zu finden.


Heißer Herbst
Der September, aber durchaus auch noch der Oktober, können schönstes Sommerwetter bringen. Am 19. und 20. September 1947 gab es zwischen Frankfurt an der Oder und Emden noch einen heißen Tag mit über 30 Grad. 25 Grad werden in Deutschland auch im Oktober noch häufiger gemessen. Für Berlin ist der letzte Sommertag mit über 25,0 Grad im sonst kühlen Jahr 1985 am 4.10. verzeichnet worden. Im Rheinland gab es aber auch noch in der zweiten Oktoberhälfte Sommertage mit über 25 Grad.
Besonders mild war der Oktober 1995 mit durchschnittlich 12-14 Grad in Deutschland, der September 1947 mit 18 Grad (an manchen Tagen sogar Mittelwerte um 23-25 Grad!) und der November 1938 mit 8-10 Grad.


Ãœber 200 km Sicht im November

Am 11. November 1996 waren viele Bayern enorm weitsichtig: Durch klare Polarluft war in den Bergen Südbayerns eine Sichtweite von über 200 km möglich. Vom Feldberg im Schwarzwald aus konnte ganz klar das Alpenmassiv ausgemacht werden. Im Herbst gibt es oberhalb der dunstigen oder nebeligen Täler häufig Rekordsichtweiten.
Foto: Kathrin Brechbühler / pixelio.de


Inversionswetterlagen im Herbst
In den klaren Herbstnächten bilden sich große Temperaturunterschiede zwischen den Tälern und den Bergen. Im Schwarzwald, im Erzgebirge, im Bayerischen Wald und in den Alpen befindet man sich dann oberhalb von 700-1.000 m oft über den Nebel- und Hochnebeldecken. In den Tallagen werden meist starke Fröste mit Werten unter –5 Grad gemessen, während auf den Bergen Plusgrade herrschen. Extrem waren die Verhältnisse im November 1999. Die Temperatur erreichte 2 Grad plus auf der Zugspitze und –6 Grad in Garmisch. Der Temperaturunterschied zwischen Freiburg und dem Feldberg war an diesem Tag dagegen gering.

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