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Herbstausblick mit Hilfe der Bauernregeln

aktuell, 19.08.2013

Viele halten sie für mittelalterlichen Aberglauben. Manche Bauernregel ist aber besser als die teuersten Wetter-Computer, stellt der Donnerwetter.de-Meteorologe Dr. Karsten Brandt in seinem Buch fest.

'Wie das Wetter zu Frühlingsanfang, ist es den ganzen Sommer lang' oder „Genauso wie der Juli war, wird nächstes Mal der Januar“. Manche Bauernregeln klingen einfach so unglaublich, dass man außer einem schönen Reim kaum einen Sinn in ihnen vermutet. Dr. Karsten Brandt (37) sieht das anders. Er hat sich intensiv mit den alten Wetter-Weisheiten beschäftigt und erstmals ihren Wahrheitsgehalt mit den aktuellen Wettermesswerten der vergangenen Jahre verglichen. „Ich habe mich gefragt, wie viele der alten Bauernregeln auch heute noch das Wettergeschehen vorhersagen können“, erklärt der Meteorologe und Geschäftsführer des Wetterservice Donnerwetter.de, der eine der ältesten und erfolgreichsten Internet-Wetterseiten betreibt und Radiosender in ganz Deutschland mit Vorhersagen beliefert. „In der täglichen Arbeit bekommt man schon ein Gefühl dafür, welche Bauernregel häufig stimmt und welche nicht“, sagt Brandt.

Allein auf sein Gefühl wollte Karsten Brandt sich nicht verlassen und analysierte deshalb die Daten von Wetterstationen in verschiedenen Regionen Deutschlands und verglich sie mit den Bauernregeln. „Die Reimsprüche stammen meistens sogar aus dem Mittelalter und wurden mündlich von Generation zu Generation weiter gegeben. Wir wissen bei den allerwenigsten Bauernregeln, in welchen Landstrichen sie entstanden sind und deshalb vielleicht das Wettergeschehen nur dort gut beschreiben.“

Nach Brandts Untersuchungen kann man zum Beispiel mit einer der bekanntesten Bauernregeln, der sogenannten „Siebenschläferregel“ auch heute noch erstaunliche Prognosen für den Verlauf des Sommers aufstellen: „Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag“. Karsten Brandt fand heraus, dass die Trefferquote für die Mitte und den Süden Deutschlands sogar bei 80 bis 90 Prozent liegt: „Eine Quote, die auch moderne Langfristprognosen mit Hochleistungscomputern kaum erreichen.“ Im Osten und Westen stimmt die Bauernregel immerhin noch in 70 Prozent der Jahre, in Norddeutschland nur zu 60 Prozent.

Reime, die im Mittelalter von einfachen Bauern aufgestellt wurden, zu einer Zeit, als das Thermometer und der Luftdruck noch nicht bekannt waren, sollen teilweise besser sein als Vorhersagen, die mit teuren Hochleistungsrechnern, mit Satelliten und einem Netzwerk weltweiter Wetterstationen berechnet werden? Für viele heutige Wissenschaftler klingt das wie Hohn. Karsten Brandt hat durch seine Arbeit noch mehr Respekt für die Leistung der Schöpfer der Bauernregeln: „Die Menschen lebten intensiv mit dem Wetter, waren von Regen, Dürre, Sturm und Kälte noch abhängiger als wir heutzutage. Und sie haben das Wettergeschehen mit einfachsten Mitteln sehr gut beobachtet“, sagt Karsten Brandt. Wettervorhersagen, wie wir sie heute kennen, konnten die alten Bauern natürlich nicht machen. Während wir heute schon oft am Mittwoch den Grillnachmittag am Wochenende planen können, oder schon einige Tage zuvor vor Stürmen gewarnt werden, kam das Wetter des nächsten Tages für die Menschen im Mittelalter völlig überraschend. „Beim
Wetter der nächsten Wochen und Monate bieten die Bauernregeln aber auch heute noch eine gute Orientierung“ ist Karsten Brandts Fazit.

Die Herbstregel 'Wie sich an Bartholonäus (24.8.) das Wetter verhält, so ist es auch im Herbst bestellt' ist recht treffsicher. Ist es um den 24.8. herum zu warm, ist meist auch der Herbst in 7 von 10 Fällen zu warm. Auch bei der Sonnenscheindauer zeigen sich ähnliche Zusammenhänge.


Das Buch „Was ist dran an Bauernregeln? – Altes Wetterwissen auf dem Prüfstand“ von Dr. Karsten Brandt ist im Bassermann Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich. Die gebundene Ausgabe mit 144 Seiten kostet 4,99 Euro. ISBN-10: 9783809427650 / ISBN-13: 978-3809427650

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